Eine „Vorzeigemutter”
Gerade als adelige Frau kann Bettina Caroline Freiin von Rothschild in höchst passender Weise zum Muttertag erwähnt werden. War es doch mehr oder weniger unüblich, dass sich hier die leibliche Mutter um das Wohl ihrer oder gar fremder Kinder bemühte. Arrangierte Ehen, die eben eine geordnete Wohngemeinschaft nach sich zogen, die Pflicht zur (vermutlich nicht sehr spaßigen) Zeugung von Kindern, sowie Repräsentationsaufgaben prägten im Normalfall das Leben der Adeligen.
So wurde auch Bettina Caroline Freiin v. Rothschild mit 18 Jahren an ihren 32jährigen Cousin Albert Salomon Anselm von Rothschild verheiratet - hier dürften aber Cousine und Cousin einander in bester Weise gefunden haben.
Albert Salomon erwarb bereits 1875 die Herrschaften Gaming & Waidhofen und das Ehepaar pflegte die jüdische „Zedaka" (Hebräisch: צְדָקָה) die Pflicht zur Gerechtigkeit und damit zur Wohltätigkeit. Und hier lagen der Baronin Bettina besonders die Kinder am Herzen. So wurde in Göstling das ehemalige Hammerherrenhaus „Pachleiten“ 1878 zu einem Kinderasyl von Forstbediensteten umfunktioniert und den Kindern auf dieser Art ein Schulbesuch ermöglicht. Im Winter gab es Milchreis & Grießkoch für die Schüler, damit sie für den langen Schulweg versorgt waren, der natürlich zu Fuß erledigt werden musste. Dafür waren aber Schuhe notwendig! Schuhe für jedes ihrer Kinder zu haben, war für Leute der arbeitenden Schicht damals nicht selbstverständlich. So versorgte das Ehepaar die Kinder des Forstpersonals regelmäßig mit ordentlichem Schuhwerk und die Weihnachtsgeschenke für die Schützlinge blieben auch nicht aus. Praktische Dinge waren es, die Bettina für die Kinder aussuchte. Es gab Strümpfe und Stoffe und eine Einladung zur Weihnachtsjause mit Kakao und Kipferln.
Bettina verteilte die Geschenke manchmal persönlich und lud dabei auch Kinder von Nicht- Betriebsangehörigen zur Feier ein. Ganz offenbar lagen ihr die Jüngsten ganz besonders am Herzen und so gab es auch sieben eigene. Das erste Kind war ein Sohn, George Anselm, gefolgt von Alphonse Mayer, Charlotte Esther (wurde nur 6 Jahre alt), Louis Nathaniel, Eugene Daniel (kam in Monaco auf die Welt) und Valentine Noemi. Letztere blieb somit die einzige Tochter, nachdem Charlotte so früh gestorben war. Das jüngste Kind, Oscar Ruben, war erst 4 Jahre alt, als er seine Mutter verlor. Er selbst wurde auch nur 21 Jahre alt.
Baronin Bettina Caroline von Rothschild starb 1892 in Wien. Mit nur 34 Jahren, nach 16 Jahren Ehe erlag sie einem Krebsleiden. Albert, ihr Mann stiftete daraufhin im Wiener Elisabeth-Spital den Bettina-Pavillon.
1885 hatte er bereits den Asteroiden 250 erworben und ihn nach seiner Frau benannt. Ihr Tod war wohl für viele ein schmerzlicher Verlust – umso mehr für Ihren Mann, der Bettina wohl sehr geliebt hat.